naqsh duo:

Golfam Khayam, Gitarre
Mona Matbou Riahi, Klarinette

Wie poetische, formal reduzierte Miniaturen wirken die Stücke des Naqsh Duos. Die klar präsentierten Ideen und Entwicklungen verraten die klassisch geschulte Komponistin, die Anton Webern, György Kurtag und Olivier Messiaen genau studiert hat. Golfam Khayam verbindet diesen durchaus europäischen Ansatz mit orientalischer Ornamentik und Improvisationstradition. Als Gitarristin sucht sie nach Möglichkeiten, die Spielweisen der traditionellen persischen Lauteninstrumente auf die klassische Gitarre zu übertragen. Auch Mona Matbou Riahi erweitert ihr klassisch europäisch geschultes Klarinettenspiel auf analoge Weise. Zirkuläre Atmung und Verzierungstechniken einerseits, Mehrklänge und Geräusche aus der zeitgenössischen Musik andererseits bereichern die Palette der Klangfarben ungemein. Das Zusammenspiel der beiden Musikerinnen changiert fast unmerklich zwischen Komposition und Improvisation. Wie improvisiert wirkende Unisonopassagen stehen neben Sequenzen, in denen sich die Instrumente zu imitieren scheinen und ihre Führungs-und Begleitrollen fast unmerklich tauschen. Bei aller modalen Offenheit gibt es immer wieder Momente, in denen vertraute tonale "westliche" Elemente aufscheinen und so Brücken und Assoziationen zwischen Orient und Okzident schaffen. Mona Matbou Riahi und Golfam Khayam verschmelzen zu einem höchst lebendigen und vielfältigen Ganzen, das in seiner Zeitlosigkeit, Ruhe und Tiefe eine starke, suggestive Kraft entfaltet.

Die folgenden Ausschnitte sollen eine Idee von der Präsenz und Ausstrahlung dieses wunderbaren, subtilen Neujahrskonzertes vermitteln. Eine Musik, die sich nie aufdrängt, sondern zum hinhören einlädt und einen dabei reich beschenkt.

Christian Brühwiler